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Audimax

Vollbesetztes Audimax am 9. November 1967. Zwei Studierende tragen ein Banner mit der Aufschrift „Unter den Talaren – Muff von 1000 Jahren“
Arbeitsstelle für Universitätsgeschichte
Mit der Protestaktion am 9. November 1967, bei der zwei Studenten ein Transparent mit der Aufschrift „Unter den Talaren – Muff von 1000 Jahren“ hielten, wurde das Ende der Ordinarienuniversität, spektakulär eingeläutet.
Die Aufnahme zeigt das Audimax von oben.
UHH/Schell
Das Audimax wurde vom Architekten Bernhard Hermkes geplant: Die Kuppelkonstruktion hat eine Spannweite von bis zu 58 Meter.

„UNTER DEN TALAREN – MUFF VON 1000 JAHREN“: EINE FOLGENREICHE PROTESTAKTION

Zwei Jurastudenten, Detlev Albers und Gert Hinnerk Behlmer, gelang am 9. November 1967 eine bundesweit aufsehenerregende Protestaktion: Bei der Rektoratsübergabe entfalteten sie im Audimax, das mit 1700 Gästen voll besetzt war, vor den einziehenden Professoren ein Banner mit der Aufschrift „Unter den Talaren – Muff von 1000 Jahren“.

Hamburg war eigentlich kein Zentrum der Studentenbewegung wie West-Berlin oder Frankfurt am Main, aber diese Aktion gegen die autoritären Strukturen der Universität wurde bald legendär und der treffsichere Spruch auf dem Transparent zum bekanntesten Slogan der damaligen Protestbewegung.

Vollbesetztes Audimax am 9. November 1967. Zwei Studierende tragen ein Banner mit der Aufschrift „Unter den Talaren – Muff von 1000 Jahren“
Das Audimax heute
Ziehen Sie den Slider nach rechts oder links und vergleichen Sie das Audimax damals und heute.

Für die beiden Studenten hatte die Protestaktion keine Konsequenzen, dafür änderte sich bald die Universität grundlegend: 1969 wurde die Universität Hamburg zur ersten Reformuniversität. Das war das Ende der Ordinarienuniversität. Das Rektorat wurde abgeschafft, stattdessen gab es einen von allen Mitgliedergruppen gewählten Präsidenten.

Foto eines Talars, d.h. einer Amtstracht für Professoren
Arbeitsstelle für Universitätsgeschichte
Talare wurden als Amtstracht für die Professoren 1927 für die Universität angeschafft. Alle Ordinarien (Inhaber eines Lehrstuhls) trugen fortan Talare mit Samtbesatz am Kragen und Ärmelstulpen in Farben je nach Fakultät.

Der Muff-Protest war nicht die einzige Aktion, in der sich die Studentenbewegung an der Universität gezeigt hat. 1968 kam es zu Denkmalstürzen: In der Nacht vom 31. Oktober auf den 1. November 1968 stürzten Studierende zwei Denkmäler, die Kolonialoffizieren gewidmet waren: Hermann von Wissmann und Hans Dominik. Das Wissmann-Denkmal stand seit 1922 an der Ostseite des Hauptgebäudes, das Dominik-Denkmal seit 1935 an der Westseite.

Das Foto zeigt das umgestürzte Denkmal des Kolonialoffiziers Hermann von Wissmann, das mit gelben Zeichen besprüht wurde.
UHH/Zimmerer
1968 wurde das Denkmal des Kolonialoffiziers Hermann von Wissmann vor der Universität von Studierenden gestürzt und dann für lange Zeit in der Sternwarte in Bergedorf eingelagert.

Das neue Selbstverständnis als Reformuniversität führte auch zu einem neuen Umgang mit der eigenen Vergangenheit. Die Universität Hamburg begann, ihre NS-Vergangenheit aufzuarbeiten. Seit 1971 erinnert deshalb im Foyer des Audimax eine Bronzetafel an die studentischen Mitglieder der Hamburger „Weißen Rose“, die ihren Widerstand gegen das Nazi-Regime mit dem Leben bezahlten.

Auf dem Bild sieht man die Gedenktafel, die im Boden des Audimax eingelassen ist, die an Mitglieder der Weißen Rose erinnert, die von den Nazis umgebracht wurden.
UHH/Ohme
Seit 1971 erinnert die goldene Inschrift im Audimax an die Studierenden Reinhold Meyer, Hans Leipelt, Margaretha Rothe und Friedrich Geussenhainer von der „Weißen Rose Hamburg“. Von Fritz Fleer gestaltete Gedenktafel.

Das Audimax als Zentrum der Hamburger Musikkultur

In den 1970er- und 80er-Jahren fanden zahlreiche legendäre Konzerte und Kulturveranstaltungen im Audimax statt. Neben Otto Waalkes waren auch Bands wie Pink Floyd und AC/DC im Audimax zu Gast.

Auf dem Bild sieht man die Rückseite eines T-Shirts mit den Tourdaten der Band Black Sabbath.
Das Audimax war vor allem in den 1970er-Jahren ein Zentrum der Musikkultur in Hamburg. Zahlreiche Stars und weltbekannte Bands spielten hier, darunter auch Kraftwerk, B.B. King oder Black Sabbath.

Baugeschichte Audimax

Das Audimax steht aber nicht nur politisch, sondern auch architektonisch für eine Aufbruchstimmung. Seine Konstruktion mit einem dreieckigen Grundriss, einer spektakulären Glasfassade und Kuppelschale des Daches stellte Ende der 1950er-Jahre einen ganz neuen Baustil dar, der die Aufbruchsstimmung im Nachkriegsdeutschland verkörpern sollte.

Es wurde eine Spannbetonkonstruktion nach den Plänen des Architekten Prof. Bernhard Hermkes gebaut und 1959 fertiggestellt. Die Betonschale des Daches in Form eines Kugelausschnitts ist nur 13 Zentimeter stark und hat eine Spannweite bis zu 58 Meter. Heute steht das Audimax unter Denkmalschutz. Es wurde in den Jahren 2002/2003 und 2007 modernisiert und 2008/2009 wurde die Dachkonstruktion renoviert.

Auf dem Foto sieht man das Audimax, als das Richtfest gefeiert wurde. Es stehen viele Menschen vor dem Gebäude in Rohbeton
Arbeitsstelle für Universitätsgeschichte
Das Audimax wurde von 1957–59 gebaut und ist mit 1.700 Plätzen der größte Veranstaltungsraum der Universität.