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Protest

Protest
In den 60er-Jahren protestierten die Studenten.
Sie machten Sitz·blockaden.
Sie stürmten Vorlesungen.
Sie demonstrierten und streikten.
Sie besetzten Räume und Plätze.
Hamburg war kein Zentrum der Revolte.
Aber von hier stammt eine wichtige Parole: „Unter den Talaren – Muff von 1000 Jahren“.
Der Spruch stand für die Studenten·bewegung.
Die Studenten demonstrierten für mehr Demokratie: an der Uni und in der Gesellschaft.
Sie protestierten gegen Krieg und Unrecht.
Ähnlich wie die Studenten 1968 kritisieren Studenten auch heute die Politik.
Sie kritisieren auch die Uni. Zum Beispiel: • die Uni in der Nazi-Zeit • und die Uni in der Kolonial-Zeit.

Spuren des Protests

Seit 1960 protestieren Studenten immer wieder.
Zu den Protesten gehören: Plakate, Flugblätter und Bücher.
Die Arbeits·stelle für die Uni·Geschichte sammelt die Schriften.
Die Flugblätter zeigen: Das bewegte die Studenten und die Gesellschaft.
Die Aktionen der Studenten hinterlassen Spuren.
Zum Beispiel: Farbe und Worte auf einem Kellerboden in der Uni.

Ein grosser Spruch

Jahrelang baten die Studenten: Wir wollen mitbestimmen.
Nichts passierte.
Dann machten die Studenten eine Aktion: 1967 gab es im Hörsaal eine große Feier mit wichtigen Professoren.
Dort zeigten zwei Studenten ein großes Spruchband.
Der Spruch lautete: „Unter den Talaren – Muff von 1000 Jahren“.
Die Professoren waren schockiert: In alter Tradition trugen sie einen schwarzen Umhang, den Talar.
Die Aktion wirkte:
  • Professoren tragen keinen Talar mehr.
  • Professoren bestimmen seitdem nicht mehr allein, Studenten können mitbestimmen. (1969 war das als Erstes in Hamburg möglich.)

Kolonial-zeit

Hamburg hat einen großen Hafen, Hamburg lebt vom Handel.
Früher kamen Waren aus den Kolonien in Afrika und Asien.
Kolonien brachten Hamburg Wohlstand.
Afrika und Asien brachte die Kolonisation auch Unrecht.
Seit 1960 sagten Studenten: Die Uni war Teil der Kolonial-zeit, das war unrecht.
Sie protestieren gegen
  • Denkmäler aus der Kolonial-zeit,
  • Werner von Melle, den Gründer der Uni.
Die Proteste erregten viel Aufsehen.
Seit 2014 erforschen Wissenschaftler die Kolonial-zeit in Hamburg.

Plakate für den Protest

Studenten malten Plakate für die Proteste.
Die Plakate malten sie in einem Keller.
Der Keller war im Haus am Von-Melle-Park 9.
Die Studenten legten ein großes Stück Stoff auf den Boden, den Stoff bemalten sie mit Farbe.
Auf dem Boden blieb Farbe zurück.
Der Raum im Keller wurde 2016 renoviert.
Davor machten Studenten Fotos von den Farbspuren auf dem Boden.
Bunte Spuren von alten Protest-Plakaten.
Universität Hamburg, Universitätsarchiv
Fotos zeigen die Spuren der Protest-Plakate.
Bunte Grafittis an einer Kellerwand in der Uni.
Universität Hamburg, Universitätsarchiv
Das Foto zeigt die Spuren der Protest-Plakate und bunte Grafittis.
Bunte Grafittis an einer Kellerwand in der Uni.
Universität Hamburg, Universitätsarchiv
Fotos zeigen die Spuren der Protest-Plakate.

T-Shirts für den Protest

Im Sommer 2005 protestierten Studenten in ganz Deutschland gegen Studien-Gebühren.
Auch Studenten in Hamburg protestierten.
Die meisten Studenten waren gegen Gebühren.
Trotzdem wurden die Gebühren erhoben.
2012 wurden die Gebühren in Hamburg wieder abgeschafft.
T-Shirt mit der englischen Aufschrift: „Summer of Resistance“ (das heißt: „Sommer des Widerstands“).
Universität Hamburg, Arbeitsstelle für Universitätsgeschichte, Foto: Plessing/Scheiblich
T-Shirt mit der englischen Aufschrift: „Summer of Resistance“ (das heißt: „Sommer des Widerstands“).

Ein Buch als Protest

Ein Biologe der Uni Hamburg schrieb ein Buch: Darin war von Menschen-Rassen die Rede.
Viele Studenten protestierten.
Sie bildeten eine Arbeits·gruppe (eine AG).
In der Gruppe diskutierten die Studenten über Rassen·kunde.
Die Studenten schrieben auch ein Buch und organisierten Vorlesungen.
Das Buch der Studenten gegen Rassen·kunde von 1998.

Flugblätter

Studenten verteilen Flugblätter mit Infos zu Protesten. Das machen Studenten seit fünfzig Jahren so. Studenten protestierten zum Beispiel: • gegen zu viel Macht des Staates • gegen Atomkraft • für gleiche Rechte für Homo·sexuelle Die Arbeits·stelle für die Geschichte der Uni sammelt die Flugblätter.
Flugblatt dagegen dass Hamburg weniger Geld für Bildung ausgegben hat, 1968.
Universität Hamburg, Arbeitsstelle für Universitätsgeschichte
Flugblätter von 1968 bis 2018 (Kopien).
Werbung für einen Film über eine politische Gruppe von Studenten.
Universität Hamburg, Arbeitsstelle für Universitätsgeschichte
Flugblätter von 1968 bis 2018 (Kopien).
Werbung für einen Film über eine politische Gruppe von Studenten.
Universität Hamburg, Arbeitsstelle für Universitätsgeschichte
Flugblätter von 1968 bis 2018 (Kopien).
Altes Flugblätter gegen einen Lehrer von Studenten. 1969
Universität Hamburg, Arbeitsstelle für Universitätsgeschichte
Flugblätter von 1968 bis 2018 (Kopien).
Flugblatt für ein Treffen zum Unterstützen von Menschen in Afghanistan. 1980.
Universität Hamburg, Arbeitsstelle für Universitätsgeschichte
Flugblätter von 1968 bis 2018 (Kopien).
Studenten fordern dass man nicht wählt. 1980.
Universität Hamburg, Arbeitsstelle für Universitätsgeschichte
Flugblätter von 1968 bis 2018 (Kopien).
Falscher Wahlzettel. 1980.
Universität Hamburg, Arbeitsstelle für Universitätsgeschichte
Flugblätter von 1968 bis 2018 (Kopien).
Flugblatt gegen den Chef der Uni und Politiker aus dem 90er Jahren.
Universität Hamburg, Arbeitsstelle für Universitätsgeschichte
Flugblätter von 1968 bis 2018 (Kopien).
Flugblatt für einen Protest für Frauen-rechte.
Universität Hamburg, Arbeitsstelle für Universitätsgeschichte
Flugblätter von 1968 bis 2018 (Kopien).
Informationen über einen Protest für Frauen-rechte.
Universität Hamburg, Arbeitsstelle für Universitätsgeschichte
Flugblätter von 1968 bis 2018 (Kopien).
Flugblatt zur RAF. 1977. Seite 1
Universität Hamburg, Arbeitsstelle für Universitätsgeschichte
Flugblätter von 1968 bis 2018 (Kopien).
Flugblatt zur RAF. 1977. Seite 2
Universität Hamburg, Arbeitsstelle für Universitätsgeschichte
Flugblätter von 1968 bis 2018 (Kopien).
Flugblatt für BDSM Treff, etwa 2010.
Universität Hamburg, Arbeitsstelle für Universitätsgeschichte
Flugblätter von 1968 bis 2018 (Kopien).
Flugblatt für einen Protest dagegen, dass Studieren Geld kostet. 2005.
Universität Hamburg, Arbeitsstelle für Universitätsgeschichte
Flugblätter von 1968 bis 2018 (Kopien).
Flugblatt für einen Protest dagegen, dass Studieren Geld kostet. 2005. Seite 2
Universität Hamburg, Arbeitsstelle für Universitätsgeschichte
Flugblätter von 1968 bis 2018 (Kopien).
Flugblatt für einen Protest dagegen, dass Studieren Geld kostet.
Universität Hamburg, Arbeitsstelle für Universitätsgeschichte
Flugblätter von 1968 bis 2018 (Kopien).
Flugblatt für einen Protest dagegen, dass Studieren Geld kostet. 2005.
Universität Hamburg, Arbeitsstelle für Universitätsgeschichte
Flugblätter von 1968 bis 2018 (Kopien).
Flugblatt für einen Protest dagegen, dass Studieren Geld kostet.
Universität Hamburg, Arbeitsstelle für Universitätsgeschichte
Flugblätter von 1968 bis 2018 (Kopien).

Ein Spruch als Protest

1967 protestierten Studenten weltweit gegen alte Profs, in Deutschland protestierten Studenten auch gegen Professoren aus der Nazi-Zeit.
Ein Protest-Spruch wurde sehr bekannt: „Unter den Talaren – Muff von 1000 Jahren“.
Zwei Hamburger Studenten haben den Spruch erfunden.
Sie schrieben den Spruch auf ein großes Stück schwarzen Stoff.
Der Stoff kam von der Trauerfeier für einen toten Studenten.
Transparent aus schwarzem Stoff mit der Aufschrift: Unter den Talaren – Muff von 1000 Jahren.
Gert Hinnerk Behlmer, Foto: Plessing/Scheiblich
Gert Hinnerk Behlmer machte 1967 das Spruchband.

Studenten wollen mitbestimmen

Studenten protestierten 1967 zum Beispiel gegen: volle Hörsäle, alte Bibliotheken, zu strenge Prüfungen.
Studenten wollten auch mehr Mitbestimmung an der Uni.
Studenten wählten zwar Vertreter: den Allgemeine Studenten·ausschuss (AStA).
Aber der AStA durfte nicht an der Uni mitbestimmen.
Auf einer Feier forderten die Studenten mehr Rechte.
Das „Hamburger Abendblatt“ berichtet im November 1967 über die Forderungen der Studenten.

Die Uni ändert sich

Die Studenten mussten lange protestieren.
Erst 1969 änderte sich die Uni.
Bis dahin bestimmten nur Professoren über die Uni.
Jetzt durften alle Menschen an der Uni mitbestimmen: Studenten, wissenschaftliche Mitarbeiter und Menschen aus der Verwaltung.
Das neue Gesetz der Uni Hamburg vom April 1969.

Talar

Im November 1967 gab es eine Feier: Werner Ehrlicher wurde neuer Rektor.
Studenten störten die Feier mit dem Transparent und dem Talar-Spruch.
Auf der Feier trugen Professoren zum letzten Mal Talare.
Danach wurden Talare abgeschafft.
Talare waren die traditionelle Tracht von Professoren.
Nun galten Talare als zu alt und zu traditionell.
Talar von Werner Ehrlicher
Universität Hamburg, Universitätsarchiv, Foto: Plessing/Scheiblich
Der Talar von Werner Ehrlicher.

Berühmtes Foto

Die Feier fand im Audimax statt.
Professoren betraten in einer Reihe den Saal.
Zwei Studenten hatten eine Aktion geplant: Sie trugen gute Anzüge und stellten sich vor die Professoren.
Die Studenten gingen vor den Professoren in den Saal und hielten das Spruchband.
Ein Fotograf im Saal machte Fotos.
Das Foto und der Protest der Studenten sind heute berühmt.
Fotos der Protest-Aktion am 9. November 1967.

Zwei Studenten und das Spruchband

Detlef Albers und Gert Hinnerk Behlmer hatten das Spruchband gemacht.
Gert Hinnerk Behlmer und Dirk Albers studierten Jura.
Wegen der Aktion mit dem Spruchband drohte ihnen eine Strafe und das Ende des Studiums.
Doch sie wurden nicht bestraft und studierten zu Ende.
Das berühmte Spruchband nutzten sie 30 Jahre später noch mal: Sie sammelten Spenden für neue Stühle im Audimax.
Matrikelkarte von Detlev Albers
Universität Hamburg, Universitätsarchiv
Matrikel·karte von Detlev Albers, 1964 – 1971.
Matrikelkarte von Dirk Albers
Universität Hamburg, Universitätsarchiv
Matrikel·karte von Gert Hinnerk Behlmer, 1964 – 1971.

Eine Feier – Zwei Einladungen

Für die Feier im November 1967 verschickte die Uni Einladungen.
Aber auch die Studenten und der Studenten-Ausschuss (der AStA) verteilte Einladungen.
Die Professoren wollten eine traditionelle Feier, der AStA wollte auf der Feier über Reformen diskutieren.

Studenten zerstückeln eine Büste

1977 klauten Studenten die Büste von Werner von Melle.
Werner von Melle hatte die Uni Hamburg gegründet und auch das Kolonial-Institut.
Die Studenten kritisierten den Kolonialismus.
Mit Sägen und Schneidbrenner zerschnitten sie die Büste von Werner von Melle.
Die Studenten verkauften die Stücke der Büste.
Das Auge versteigerten sie.
Das Geld spendeten die Studenten für Simbabwe, ein Land in Afrika.
Die Fotos sind aus einem Buch von 1977 über Werner von Melle und den Kolonialismus.

Für ein freies Afrika

Simbabwe wurde bis 1980 als Kolonie von Großbritannien regiert.
Menschen in Simbabwe kämpften gegen die Regierung in ihrem Land.
Studenten in Hamburg halfen 1977 den Menschen in Simbabwe: Sie spendeten das Geld vom Verkauf der zerstückelten Büste.
Die Studenten machten ein Plakat.
Das Plakat ähnelt einer Flagge aus Simbabwe, der Flagge der Freiheitskämpfer.
Plakat für den Kampf um Freiheit in Simbabwe von 1977.
Universität Hamburg, Arbeitsstelle für Universitätsgeschichte, Foto: Plessing/Scheiblich
Plakat für den Kampf um Freiheit in Simbabwe von 1977.

Stücke der Büste

1924 wurde eine Büste von Werner von Melle im Haupt·gebäude der Uni aufgestellt.
1977 zerstückelten wütende Studenten die Büste: Sie kämpften gegen Kolonialismus.
1979 wurden Spenden gesammelt: Die Büste wurde nachgebaut und neu aufgestellt.
Heute steht die Büste immer noch im Haupt·gebäude der Uni.
Teile der Büste, die Studenten 1977 zerstückelten
Krista Sager; Warburg-Archiv, Warburg-Haus Hamburg, Foto: Plessing/Scheiblich
Teile der Büste, die Studenten 1977 zerstückelten.

Werner von Melle als Feind

Studenten hatten die Büste zerstückelt.
Warum sie das taten, erklärten sie 1977 in dem Buch.
Werner von Melle hatte die Uni gegründet und das Kolonial-Institut.
Die Studenten sagten: Werner von Melle hat den Menschen in den Kolonien in Afrika geschadet.
In dem Buch schrieben Studenten 1977 über Werner von Melle und den Kolonialismus.

Denkmäler der Kolonial-zeit

Nach dem Ersten Weltkrieg hatte Deutschland keine Kolonien mehr.
Viele Deutsche wollten die Kolonien zurückhaben.
Die Uni ließ zwei Denkmäler aufstellen.
Die Denkmäler zeigen deutsche Offiziere aus deutschen Kolonien in Afrika.
Die Denkmäler standen erst in Afrika, dann vor dem Haupt·gebäude der Uni.
Feier am Denkmal für Hermann von Wissmann. Das Denkmal kam 1922 zur Uni. Denkmal für Hans Dominik. Das Denkmal kam 1935 zur Uni.

Die Denkmäler nach dem Krieg

Im Zweiten Weltkrieg ging ein Denkmal kaputt.
Das Denkmal wurde repariert.
1949 wurde es wieder aufgestellt.
Ein Luftbild von 1955 zeigt von oben: Das Denkmal für Hermann von Wissmann und das Denkmal für Hans Dominik stehen am Haupt·gebäude der Uni.

Gegen den Kolonialismus

Studenten beschäftigten sich seit den 1960er-Jahren mit der Kolonial-Zeit.
1961 wollten die Studenten, dass die Denkmäler aus der Kolonial-Zeit entfernt werden.
1967 machten Studenten eine Aktion: Sie versuchten das Denkmal für Wissmann umzustürzen.
Zuerst schafften sie das nicht, später stürzten sie das Denkmal um.
Der Film zeigt, wie Studenten das Denkmal umstürzen wollen.

Vergessene Denkmäler

1968 waren alle Denkmäler aus der Kolonial-Zeit abgebaut.
Die Denkmäler lagerten in der Sternwarte in Bergedorf.
Dort lagerten sie viele Jahre und die Menschen vergaßen die Denkmäler.
Heute interessieren sich Museen für das Denkmal von Wissmann.
Das Denkmal zeigt, was Kolonialismus ist
Fotos von den abgebauten Denkmäler für die Offiziere aus der Kolonial-Zeit.